Bordercrossing Mexiko – USA

Grenzerfahrungen

Die Grenze zwischen Mexiko und den USA ist berüchtigt, wir haben unterwegs viele Stories gehört und gelesen. Und wir haben noch eine kleine Verschärfung obendrauf: Wir wissen nicht genau, ob unserer Auto wirklich wieder einreisen darf...

Da wir auf der Reise Nerven aus Stahlseilen und eine bemerkenswerte Resilienz entwickelt haben (und vielleicht auch eine interessante Selbstwahrnehmung 😊), schauen wir uns die verschiedenen Border Crossings in unserer Camping-App sehr genau an. „The most confusing and complicated border crossing I have ever experienced” ist dort zu einem Ort zu lesen – hört sich doch super an! Genau DAS wird unser Border Crossing!!
Am Ende des Eintrags gibt es noch einen Tipp: “Make sure, you have enough ice cold beer to destress on the other side”. Ein Blick in unseren Kühlschrank verrät uns: Wir haben noch genau ein Bier. Uns kann also rein gar nix mehr passieren, oder?? 😊

Der Weg zur Grenze ist nicht zu verfehlen, einfach immer dem Stau nach. Um dem ganzen noch ein Krönchen aufzusetzen haben wir, wie das so unsere Art ist, von langer Hand geplant, an einem Freitagnachmittag über die Grenze zu fahren. Wir sind ja inzwischen Profis… 😉

Border Crossing Mexiko USA Texas

Ganz nüchtern betrachtet, haben wir am Ende für den größten Stress selbst gesorgt. Dazu muss ich etwas ausholen.
Das Benzin (bzw. der Diesel) ist in den USA günstiger als in Mexiko, und da ich mit einem ausgeprägten Sparfuchs-Gen ausgestattet bin (kann anstrengend sein, ich bin aber im Großen und Ganzen, und ganz vor allem hier auf Reisen, sehr dankbar dafür), ist im Tank nicht mehr viel drin (und deswegen reicht das EINE Bier auch völlig 😉).
Allerdings haben wir die Rechnung ohne den langen Stau gemacht. Wir beobachten, wie unsere angezeigte Reichweite in beängstigendem Tempo schrumpft und ich frage mich, was wohl passiert, wenn wir hier im Stau auf dieser langen Brücke liegen bleiben. Ich vermutete, man würde uns ganz einfach lynchen (und das meine ich jetzt nur halb im Scherz).
Wir entscheiden uns für eine wunderbare Möglichkeit: Die Klimaanlage ausstellen. Kein Problem, es sind ja nur 41 Grad draußen…

Wir kommen also "leicht" verschwitzt an der Grenze an. Auf uns warten die schon gewohnten Fragen, aber diesmal haben wir einen Trumpf im Ärmel: Wir wollen nicht (wie letztes Mal) länger als drei Monate in den USA bleiben und wir können sogar in Aussicht stellen, dass wir im Herbst wieder nach Hause verschiffen lassen. Der Grenzbeamte ist völlig überraschender Weise sehr freundlich, aber natürlich brauchen wir noch unser weißes Kärtchen. Dafür haben wir Kontakt mit Person Nr. 2 -  der ist sogar noch freundlicher. Wahnsinn… Wir plaudern über unsere Reise, insbesondere Guatemala, die Temperaturen hier und die volle Grenze. An unserem Auto nimmt bisher niemand auch nur den geringsten Anstoß. Das läuft ja wie am Schnürchen… Dann wartet Person Nr. 3, derjenige, der am Ende das wirkliche Permit ausstellen wird und nach unserer letzten Erfahrung sind wir etwas vorgewarnt. Weitere Fragen warten auf uns. Aber die sind alle komplett harmlos, mehr interessiert als bohrend! Auch wenn ich mit dem Typen jetzt nicht unbedingt einen Kaffee trinken gehen würde – er ist völlig okay und macht einfach nur seinen Job. Was ist denn hier los?? Binnen ca. 10 Minuten ist alles überstanden – wir sind drin, im Land "der Freiheit und der unbegrenzten Möglichkeiten"… Manchmal kann das Leben überraschend einfach sein...

Da durch den Stau alles etwas länger gedauert hat als erhofft, setzen wir dem Tag jetzt wirklich noch das absolute i-Tüpfelchen auf und nächtigen auf einem Walmart Parkplatz mitten in einer Stadt (was viele Camper zu unserem Entsetzen regelmäßig machen…). Was soll ich sagen: Wir schlafen erstaunlich gut – stimmt also vielleicht doch, das mit den guten Nerven und der Resilienz…
Vielleicht sind wir aber auch nur ziemlich erschöpft...

Missoula, Montana 100718_002

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